Tech-Titanen und Trumps KI-Investitionsinitiative
Die Tech-Elite begrüßt Trumps 100-Milliarden-Dollar KI-Investitionsinitiative, während sie hoffen, regulatorische Hürden abzubauen und ihren Einfluss zu vergrößern.
Das Bild der versammelten Tech-Titanen in der ersten Reihe bei der Amtseinführung von Donald Trump ging um die Welt. Mark Zuckerberg (Meta), Jeff Bezos (Amazon), Sundar Pichai (Google) und Elon Musk (Tesla, X, xAI) stehen als applaudierende Fanboys des neuen US-Präsidenten geschlossen im Trump-Lager.
Allen moralischen oder ethischen Bedenken zum Trotz hoffen sie auf Rückenwind aus Washington für das gerade beginnende KI-Zeitalter: Weniger Sicherheitschecks, dafür mehr Staatsaufträge und dazu billigen Strom für die energiehungrigen Rechenzentren sind Wohltaten, die Trump gleich an seinem ersten Amtstag in Richtung Silicon Valley schickt.
Wie ernst ihm das Thema ist, zeigt sich schon einen Tag später. Gemeinsam mit Open AI, Oracle und dem japanischen Unternehmen Softbank verkündet Trump eine 100-Milliarden-Dollar teure KI-Investitionsinitiative. Doch die Tech-Elite will eigentlich etwas anderes: Der Präsident soll die Kartellverfahren, die ihre Geschäftsmodelle bedrohen, in Amerika aufheben und in Europa zu ihren Gunsten beeinflussen. Und am besten sogar noch den Weg nach China öffnen, wie Elon Musk andeutete. Nichts erscheint mehr unmöglich unter einem US-Präsidenten, dessen brachiale Droh-Diplomatie (Zölle, Handelskriege, militärischer Schutz) gerade Freund und Feind in Angst versetzt.
Damit der Plan aufgeht, haben die Tech-Unternehmen ihre Leute in Washington in Stellung gebracht. Neben "Onkel Elon", wie Musk inzwischen von der Trump-Familie gerufen wird, ist sicherlich David Sacks in einer zentralen Rolle. Sacks gehört wie Musk zur berühmt-berüchtigten "Paypal-Mafia" und soll nun als "Krypto- und KI-Zar" von Trump die Künstliche Intelligenz vorantreiben.
Sacks hat erkannt, dass mit KI noch viel mehr Geld zu verdienen ist als im Internet. Denn Künstliche Intelligenz ist als Basistechnologie beinahe überall einsetzbar, kann der amerikanischen Volkswirtschaft einen Produktivitätssprung ermöglichen und den Unternehmen fast aller Branchen einen substanziellen Wettbewerbsvorteil im internationalen Wettbewerb bringen. Die drückende Überlegenheit, die Amerika in der digitalen Welt erreicht hat, soll mithilfe der KI auf möglichst viele Branchen übertragen werden. Auf diesem Weg haben die Trump-Fanboys gerade den Turbo eingelegt.
Für das lahmende Europa, dessen Produktivitätszuwächse seit Beginn der modernen Digitalisierung ohnehin nicht mehr mit den Amerikanern mithalten können, ist ein entfesseltes Silicon Valley ein letztes Warnsignal. Die Antwort kann aber nicht in noch mehr Regulierung oder gar Abschottung liegen, sondern in einer konsequenten Digitalisierung. Vor allem in Kernbranchen wie Automobil, Maschinenbau oder Chemie kann Europa seine Stärken mithilfe der KI ausbauen. Doch Europas Zeitfenster ist mit dem Beginn von Trumps Turbo-KI-Kapitalismus gerade nicht größer geworden. Im Gegenteil.