Datenkabel zwischen Lettland und Gotland beschädigt möglicherweise durch Sabotage
Ein Unterwasser-Datenkabel zwischen Lettland und Gotland wurde beschädigt, möglicherweise durch Sabotage. Die Ermittlungen sind im Gange, während die NATO reagiert.
Zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland ist ein Datenkabel beschädigt worden. Das berichtete zunächst LSM, das Nachrichtenportal des lettischen öffentlichen Rundfunks am Sonntag. Demnach wurde ein Unterwasser-Glasfaserkabel des lettischen Kabelbetreibers RVLTC am frühen Sonntagmorgen beschädigt.
LSM zitiert eine Sprecherin der Betreibergesellschaft, dieser zufolge gibt es Grund zur Annahme, dass das Kabel erheblich beschädigt und der Schaden durch äußere Einflüsse verursacht worden sei. Die Ursache ist noch unklar. Die Behörden Lettlands hatten mitgeteilt, der Schaden sei ersten Anhaltspunkten zufolge auf äußere Einwirkung zurückzuführen.
Die schwedische Staatsanwaltschaft leitete eine Voruntersuchung wegen mutmaßlich "schwerer Sabotage" ein. Ein Schiff, das im Verdacht steht, die Sabotage begangen zu haben, wurde beschlagnahmt, wie die Behörde am Sonntagabend mitteilte.
Der Schaden soll in einer Tiefe von 50 Metern in der schwedischen ausschließlichen Wirtschaftszone erfolgt sein. Dem Bericht zufolge wurden von Lettland die NATO-Verbündeten informiert. Laut LSM wurde ein Militärschiff zum Unglücksort gesandt, um ein möglicherweise an dem Vorfall beteiligtes Schiff zu untersuchen. Die lettische Marine identifizierte nach eigenen Angaben ein "verdächtiges Schiff", das sich zum Zeitpunkt der Beschädigung neben zwei weiteren Schiffen in der Region aufhielt. Dabei seien keine verdächtigen Aktivitäten oder Schäden am Anker festgestellt worden, sagte Marine-Chef Maris Polencs. Das kontrollierte Schiff sei auf dem Weg nach Russland und wartet auf die nächste Freigabe zur Weiterfahrt.
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson erklärte, Schweden, Lettland und die NATO arbeiteten bei der Untersuchung des Vorfalls zusammen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den betroffenen Ländern die "volle Solidarität" der Europäischen Union aus. Die "Widerstandsfähigkeit und Sicherheit" der kritischen Infrastruktur sei für die EU von höchster Bedeutung, erklärte sie im Onlinedienst X. "Die Präsenz der Alliierten in der Region ermöglicht eine zügige und koordinierte Reaktion", sagte ein NATO-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Zuletzt hatte es mehrfach Vorfälle in der Ostsee gegeben, bei denen Unterwasserinfrastruktur beschädigt wurde. In jedem der Fälle haben mutmaßlich Tankschiffe mit ihrem Anker den Schaden herbeigeführt. Unter den Ostseeanrainerstaaten wird gemutmaßt, dass es sich bei den Vorfällen um gezielte Sabotage handelt, die möglicherweise Teil eines von Russland gesteuerten hybriden Kriegs ist. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas kündigte auf X an, am Montag bei einem Treffen mit den Außenministern der Europäischen Union darüber sprechen zu wollen, wie man hybriden Bedrohungen besser vorbeugen und darauf reagieren könne.
Beweise dafür gibt es im Falle der Unterwasserschäden aber bisher nicht. Aufgrund der Zunahme der Vorfälle hat die NATO kürzlich die Mission "Baltic Sentry" ("baltische Wache") auf der Ostsee gestartet, dabei soll unter anderem mittels verstärkter Patrouillen die Unterwasserinfrastruktur geschützt werden.